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Lohnt es sich zu beten?

Der Mai ist da, die Hortensien blühen und der Frühling ist endlich gekommen. Zugleich ist der Mai auch ein Monat des Gebetes, v.a. des Mariengebetes – schließlich ist der Mai Marienmonat. Im Mai wird demnach viel gebetet, möglicherweise mehr als im Juni. Aber spielt das überhaupt eine Rolle? Macht Gebet einen Unterschied? Wozu sollte ich überhaupt beten?

Was ist Gebet überhaupt?

Was Gebet ist, hat der griechische Kirchenvater Johannes von Damaskus einmal treffend ausgedrückt: „Gebet ist ein Erheben der Seele zu Gott.“ Klingt sehr technisch, lässt sich aber praktisch veranschaulichen:

Gebet ist immer etwas, was ich in meiner Seele Ein Stein kann demnach nicht beten und wahrscheinlich auch kein Tier, weil es nicht in der Lage ist, seine Seele willentlich auf Gott hin auszurichten. Und auch ein bloßes Gerede wird nicht automatisch zum Gebet, wenn ich mit dem Herzen nicht dabei bin. Gebet hat mit einem Innerlichen Ausrichten auf Gott zu tun. Nicht auf mich, sondern auf Gott richte ich mich im Gebet aus. Das Gebet hat eine Richtung – es geht zu Gott. Dadurch, dass ich mit meinem inneren Auge Gott anpeile, werden meine Gedanken, Worte oder sogar Taten zu einem Gebet. Wenn Gebet „unsere Seele zu Gott erheben“ bedeutet, dann ist unsere Seele im Gebet bei Gott und wir haben Gemeinschaft mit Ihm. Ich nehme Seine Einladung an zu Ihm zu verweilen. Das Annehmen dieser Einladung ist ein Ausdruck von Dankbarkeit.

Gebet vollziehen wir also mit der Seele, indem wir uns auf Gott hin ausrichten und Gemeinschaft mit ihm haben. Kommen wir jetzt zur nächsten Frage: wem bringt Gebet eigentlich etwas?

Bringt Gott unser Gebet etwas?

Wohl eher nicht, schließlich ist er vollkommen, da fehlt ihm nichts. Wenn er vollkommen ist, dann hat er Alles und wir können ihm nichts geben, was er nicht schon hat.

Heißt das, es ist Gott egal, ob wir beten? Nein, definitiv nicht. Zwar fehlt Gott nichts, aber aus seiner unvorstellbaren Liebe heraus hat er sich verletzlich gemacht, indem er uns geschaffen hat und uns liebt. Gleichgültigkeit ist ein Gegenteil von Liebe. Wenn ich jemand liebe, dann kann es mich nicht unberührt lassen, wie es dem Geliebten geht und was er tut. Und Gott liebt uns unendlich, so sehr, dass er seinen einzigen Sohn gesandt und für uns hingab (Joh 3,16). Deshalb ist es Gott nicht egal, wie wir leben oder ob wir beten oder nicht.

Zugleich wäre es aber auch falsch zu sagen, dass Gott und Sein „Glück“ irgendwie von uns abhängig wären. Die Vorstellung, dass Gott bzw. die Götter die Menschen brauchen, um durch ihre Opfer und Gebete ernährt zu werden und sie diese im Gegenzug mit Reichtum, etc. belohnen – diese Vorstellung gehört dem Heidentum an und wurde von Christus überwunden.

Wir halten fest: Einerseits ist es Gott nicht gleichgültig, ob wir beten oder nicht, andererseits ist er in keiner Weise davon abhängig, aber weil er uns liebt, freut er sich darüber.

Wie aber schaut es mit uns Menschen aus: (Warum) ist es gut für uns zu beten? Können wir uns Gebet wie eine Art Tauschhandel vorstellen, indem wir Gott Gebet geben und er uns dafür gibt, worum wir bitten? Recht bekannt ist ja der Ausspruch: „Gott ist kein Kaugummiautomat“, d.h. Gott ist keine Maschine, die wir für unsere Interessen gebrauchen können. Andererseits hat Jesus doch gesagt: „Bittet und es wird euch gegeben“ (Mt 7,7). Ein bisschen nach Maschine klingt es doch, oder nicht?

Als Christen dürfen wir glauben, dass Gott jedes (!) Gebet hört! Auf unser Gebet folgt immer (!) Gottes Reaktion, allerdings nicht immer (!) so, wie wir das gerne hätten. Ein Beispiel: Seit ich 16 bin, habe ich darum gebetet, dass Gott mir zeigt, was meine Berufung ist – er hat mir (lange) nicht auf die gewünschte Weise geantwortet. Fünf Jahre später aber durfte ich im Rückblick erkennen, wie Gott mich in diesen Jahren sehr wohl geführt und mir nach und nach gezeigt hat, wo mein Weg hinführt. Hätte er es mir sofort und ohne Umstände gezeigt – wahrscheinlich hätte ich es bald wieder angezweifelt. Es war gut so!

Lohnt es sich zu beten?

Viel spannender ist jetzt aber die Frage: „lohnt“ es sich nur dann zu beten, wenn wir von Gott erhalten, worum wir beten? Wir neigen dazu, Gebet und Bitte quasi gleichzusetzen – Gebet ist aber mehr: Gebet ist auch Dank.

Gott zu danken, ist nicht nur eine Sache für Kinder oder besonders Fromme, sondern für jeden Menschen. Wenn jemand ein riesiges Geschenk erhält, z.B. ein eigenes Auto zu seinem 18. Geburtstag oder einfach die bedingungslose Liebe seiner Eltern: Ist es dann nicht seine „Pflicht“ zu danken? Irgendwie schon, aber eigentlich ist das eine falsche Frage, denn es ist weniger die Pflicht, sondern einfach ganz natürlich für ein kostbares Geschenk dankbar zu sein – besonders dann, wenn ich es von jemand erhalte, der mich liebt und den ich liebe. Von Gott aber haben wir nicht „ein Geschenk“ empfangen – wir haben Alles von ihm! Die ganze Welt, mein Leben, meine Eltern, meine Talente, die Vergebung meiner Sünden, meine Erlösung, die Freundschaft mit ihm – alles habe ich von Ihm empfangen – Alles ist sein Geschenk an uns. Und dass Gott uns liebt, dessen können wir uns dank Jesus Christus gewiss sein!

Gebet oder genauer Gott schenkt uns im Gebet sehr viel: Vertiefung meiner Beziehung zu ihm, d.h. er ist für mich da, nimmt mich an und antwortet auf meine Fragen. Er schenkt mir Hoffnung, besonders in schlechten Zeiten, Trost und Zuversicht oder neue Kraft, wenn ich schwach bin um nur ein paar Beispiele zu nennen, die ich selbst bereits erfahren durfte und immer wieder erlebe. Das ist alles großartig, aber ich denke der Profit für mich – das ist nicht das allerwichtigste. Schließlich beten wir nicht das Ich an, sondern Gott. Für ihn leben wir, ihm danken wir und in seine Gegenwart begeben wir uns, wenn wir beten. Gott, nichts geringeres – Er selbst ist das Ziel des Gebetes. Gott – nicht wir – stehen beim Gebet im Mittelpunkt.

Der Nutzen, den wir aus dem Gebet ziehen, mag kostbar sein, aber darum geht es nur in zweiter Linie: Es geht darum, dass wir als Menschen, auf Gott hin ausgerichtet leben, ihm danken, ihn loben und preisen. Das heißt nicht, dass Gott sich nicht freut, wenn wir mit unseren Bitten zu ihm kommen und etwas haben wollen, im Gegenteil: Er freut sich darüber! Indem wir nämlich Gott im Gebet um etwas bitten, erkennen wir einerseits an, dass er allmächtig ist und alles vermag und drücken zugleich unser Vertrauen aus, dass er uns liebt und für uns sorgt. Trotzdem missbrauchen wir Gott und das Gebet, wenn wir ausschließlich beten, weil wir etwas haben wollen. Gebet ist mehr!

Es „lohnt“ sich also keineswegs nur dann zu beten, wenn wir von Gott etwas wollen! Gebet ist immer gut, denn auch wenn wir nichts zu bitten haben oder gerade nicht (sofort) bekommen, was wir wollen: Danken dürfen wir immer und das ist schön!

Wenn Du ein paar Tipps zum Thema Gebet möchtest, dann schau Dir doch mal das hier an:


GOCATH Teammitglied

(Autor: Willy Mauser, Kandidat für das Stift Heiligenkreuz, Theologiestudent der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz)